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Gewiss gefiel Rembrandts Phantasie sich zuweilen in bewusst kontrastierender Verelnigung zeitgenössischen Menschentums und fremdartiger Pracht; es sei an das Blldnis des Mannes mit dem goldstrahlenden Helm erinnert oder an das angebliche Portrat des Constantin Huygens lm Louvre, bekannt unter der Bezeich - nung als Connetable de Bourbon. Das mag man lm heutigen Sinne „theatrallsch” nennen; mit dem Theater von damals hat es nichts gemeln. Denn ist bel dem grossen Maler alles auf Schau gestellt, so wird die Schouwburg In ihrem eigentlichen, ernster Kunst geweihten Wesen vom Wort beherrscht. Sie verzichtet auf die vorhandenen, schon von einem Karei van Mander angewandten Mittel der Bühnenmalerei, wed sle mit der Würde und Grosse des Altertums wetteifert und womöglich in dlesem Kampfe Siegerin bleiben will. Vondel dichtete zur Eröffnung der Schouwburg von 1638: „Wij bootsen t groote Rome na int klein”, und sein Schaffen zeigt, wie die Autorltat der alten Traglker trotz aller Bewunderung überwunden wurde. Im „Pascha von 1612 steht er noch im Banne der Rederykertechnik; mit dem „Verwüsteten Jerusalem beginnt der Wettstrelt mit Seneca, dessen „Hecuba” und „Phaedra” er inden zwanziger Jahren übersetzt. Gleichzeitig kleidet er m ahnhches Gewand das Schicksal Oldenbarnevelds, jüngste vaterlandische Geschichte, und wo er dieses fremde Kleld abzustreifen sucht, im „Gijsbrecht van Amstel”, da ist innerlich urn so mehr die Einwirkung Virgils spürbar. Ueber dieses unveraltete Werk schreibt Hugo Grotius dem Dichter, der Oedipus auf Kolonos und die Hiketeuontes des Eurlpides hatten Athen nicht mehr Ehre gemacht als dieses Stück der Stadt Amsterdam. Immer mehr gelangt Vondel vonder Form der antiken Dichtung zur Erfassung ihres Wesens, bis er im achten Jahrzehnt seines Lebens in einer völlig freien eignen Gestaltung, Altes und Neues vereinigend, die grossartige Trilogie des gefallenen Menschen vollendet, m ihrem Stil vergleichbar dem Formgesetz, das über dem zweiten Faust des greisen Goethe, fast jenseits der Grenze menschhchen Erdendasems, waltet. Für den gesamten Spielplan der Schouwburg in der Rembrandtzeit bilden den vortönenden Dreiklang die innig verschmolzenen Grundstoffe der dramatischen Werke Vondels: Antike, religiöse Inbrunst, Niederlandertum, bis mit den Stücken des Jan Vos die neue, vom Barockgeist erregte Schaulust über das Wort machtig wird. Im Holland des 17. Jahrhunderts gibt es kein „quérelle des Anciens et des Modernes”. Dem Spielplan der Schouwburg von 1638 —1664, wie ihn Wybrands 110